Verbraucherschützer warnen vor Energieriegeln: Dieser eine Blick auf die Verpackung entlarvt die Zucker-Lüge sofort

Die Illusion vom gesunden Snack

Energieriegel für Kinder stapeln sich in den Supermarktregalen – bunt verpackt, mit fröhlichen Motiven und Versprechen, die Eltern aufhorchen lassen. Natürliche Energie, Fit durch den Tag oder Sportlich aktiv lauten die Botschaften. Doch hinter diesen verlockenden Verkaufsbezeichnungen verbirgt sich oft eine Realität, die wenig mit echter Kindergesundheit zu tun hat. Wer genauer hinsieht, entdeckt Zucker, Fette und Kalorien in Mengen, die eher an Süßigkeiten erinnern als an sinnvolle Zwischenmahlzeiten. Der Zuckergehalt vieler Kinderriegel liegt zwischen 35 und über 50 Prozent – deutlich höher als die oft kommunizierten Werte vermuten lassen.

Verkaufsbezeichnungen sind mehr als bloße Produktnamen – sie erzeugen Erwartungen und beeinflussen Kaufentscheidungen massiv. Wenn ein Riegel als Müslischnitten für aktive Kids oder Energie-Happen bezeichnet wird, entsteht automatisch die Assoziation mit Gesundheit, Vitalität und ausgewogener Ernährung. Eltern greifen bewusst zu diesen Produkten, weil sie ihren Kindern etwas Gutes tun möchten. Die Produktbezeichnungen suggerieren dabei eine Nähe zu vollwertiger Ernährung, zu Sport und einem aktiven Lebensstil. Tatsächlich handelt es sich jedoch häufig um Produkte, deren Nährwertprofil kritisch zu bewerten ist.

Beim Fettanteil zeigt sich ein unterschiedliches Bild: Während klassische Schokoladenriegel für Kinder oft über 30 Prozent Fett enthalten, liegen Hafer- oder Müsliriegel meist deutlich darunter. Was als Energie vermarktet wird, entpuppt sich als simpler Kalorienträger ohne nennenswerten ernährungsphysiologischen Mehrwert. Besonders problematisch wird es, wenn diese hochkalorischen Produkte als Alltagssnack für gewöhnliche Kinder vermarktet werden, obwohl ein Riegel 500 Kalorien pro Portion enthalten kann.

Wie Begriffe gezielt emotionalisieren

Die Wahl bestimmter Wörter in der Verkaufsbezeichnung folgt psychologischen Mustern. Begriffe wie Sport, Fitness, Balance oder Vital aktivieren positive Assoziationen. Sie sprechen das Bedürfnis von Eltern an, ihre Kinder optimal zu versorgen und ihre Entwicklung zu fördern. Diese emotionale Ebene überlagert oft die rationale Prüfung der tatsächlichen Inhaltsstoffe.

Besonders problematisch wird es, wenn Verkaufsbezeichnungen Begriffe aus dem Sportbereich entlehnen. Ein Riegel, der als Trainingssnack oder Power-Happen bezeichnet wird, erweckt den Eindruck, er sei speziell für körperlich aktive Kinder konzipiert. Dabei benötigen durchschnittlich aktive Kinder keine zusätzlichen Energieriegel – ihr normaler Speiseplan deckt den Kalorienbedarf in der Regel vollständig ab. Hochkalorische Riegel sind für Ausdauersportler entwickelt worden, landen aber regelmäßig in Pausenbrotdosen.

Natürlichkeit als Verkaufsargument

Ein weiterer beliebter Kunstgriff in Verkaufsbezeichnungen ist der Verweis auf Natürlichkeit. Mit natürlichen Zutaten, aus der Natur oder Nature Energy klingen vertrauenswürdig und gesund. Doch rechtlich ist der Begriff natürlich kaum geschützt und lässt enormen Interpretationsspielraum. Auch hochverarbeitete Produkte mit Zusatzstoffen dürfen mitunter solche Bezeichnungen tragen, solange einzelne Komponenten natürlichen Ursprungs sind.

Zucker bleibt Zucker – auch wenn er aus Fruchtsaft, Honig oder Agavendicksaft stammt. Die Verkaufsbezeichnung verschleiert diese Tatsache geschickt, indem sie den Fokus auf die vermeintlich natürliche Herkunft lenkt statt auf die tatsächliche Zusammensetzung. Selbst Bio-Riegel können 36 Gramm Zucker pro 100 Gramm enthalten. Die chemische Struktur und die Auswirkung auf Blutzucker und Zahngesundheit bleiben gleich, unabhängig von der Herkunft. Eltern wiegen sich in Sicherheit, während ihre Kinder letztlich Produkte konsumieren, die ernährungsphysiologisch fragwürdig sind.

Der Blick auf die Nährwerttabelle – was wirklich zählt

Die Verkaufsbezeichnung mag verführerisch klingen, doch die Wahrheit steht auf der Rückseite der Verpackung. Die Nährwerttabelle und die Zutatenliste sind die einzigen verlässlichen Informationsquellen. Hier zeigt sich, ob ein Energieriegel tatsächlich einen Beitrag zu einer ausgewogenen Kinderernährung leistet oder ob es sich um getarnte Süßigkeiten handelt.

Entscheidend sind mehrere Faktoren: der Zuckergehalt pro 100 Gramm und pro Portion, der Anteil gesättigter Fettsäuren, der Gehalt an Ballaststoffen sowie die Qualität der Proteinquellen. Ein Riegel, der mehr als 20 Gramm Zucker pro 100 Gramm enthält, ist ernährungsphysiologisch bedenklich – unabhängig davon, wie sportlich oder gesund die Verkaufsbezeichnung klingt. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Kinder einen Zuckerzusatz von maximal 25 Gramm täglich. Ein einzelner Riegel kann damit bereits die Hälfte oder mehr dieser Empfehlung decken.

Portionsgrößen als Täuschungsmanöver

Ein weiterer Trick besteht in der geschickten Wahl der Portionsgröße bei der Nährwertangabe. Wenn die Nährwerttabelle Angaben pro Portion macht und diese Portion künstlich klein gewählt ist, wirken die Werte auf den ersten Blick akzeptabel. Ein Riegel von 21 Gramm enthält beispielsweise 11 Gramm Zucker – klingt überschaubar. Erst die Umrechnung auf 100 Gramm offenbart die tatsächlichen Verhältnisse: über 53 Gramm Zucker. Der Unterschied zwischen Portionsangabe und standardisierter Berechnung ist erheblich und verschleiert die tatsächliche Zuckerkonzentration. Verkaufsbezeichnungen wie Kleine Energie-Happen oder Minisnack unterstützen diese Verschleierung zusätzlich.

Rechtliche Grauzonen und fehlende Kontrollen

Die Lebensmittelinformationsverordnung regelt zwar grundsätzlich, dass Produktbezeichnungen nicht irreführend sein dürfen, doch die Auslegung bleibt schwammig. Was genau als irreführend gilt, wird oft erst im Einzelfall gerichtlich geklärt. Hersteller nutzen diesen Spielraum systematisch aus. Solange sie keine direkten gesundheitsbezogenen Aussagen treffen, die als Health Claims gelten würden, bewegen sie sich meist in einem rechtlich tolerierten Bereich.

Begriffe wie Energie, Aktivität oder Balance sind so allgemein, dass sie kaum angreifbar sind – obwohl sie gezielt gesundheitliche Assoziationen wecken. Die Bezeichnung Kinderriegel oder Schulsnack sagt nichts über die Eignung für Kinder aus, suggeriert diese aber unmissverständlich. Eltern fehlt oft die Zeit oder das Fachwissen, um diese subtilen Manipulationen zu durchschauen.

Alternativen erkennen und bewusst entscheiden

Wer seinen Kindern wirklich nahrhafte Zwischenmahlzeiten anbieten möchte, sollte sich von Verkaufsbezeichnungen nicht blenden lassen. Frisches Obst, Nüsse, Vollkornprodukte oder selbstgemachte Haferriegel liefern echte Energie ohne fragwürdige Zusätze. Die Zubereitung mag aufwendiger erscheinen, doch der gesundheitliche Nutzen ist ungleich höher.

Falls dennoch zu fertigen Riegeln gegriffen wird, hilft eine kritische Prüfung anhand dieser Fragen:

  • Wie lang ist die Zutatenliste und stehen Zucker oder Fette an vorderer Stelle?
  • Wie hoch ist der Zuckergehalt pro 100 Gramm?
  • Gibt es Ballaststoffe und Proteine in relevanten Mengen?
  • Basiert die Nährwertangabe auf realistischen Portionsgrößen?

Diese Fragen sind wichtiger als jede noch so verlockende Verkaufsbezeichnung. Dabei sollten Eltern unbedingt die 100-Gramm-Angaben heranziehen statt sich auf Portionsgrößen zu verlassen, die oft künstlich klein gewählt sind.

Medienkompetenz für Eltern und Kinder

Kinder sollten frühzeitig lernen, Werbebotschaften und Produktbezeichnungen kritisch zu hinterfragen. Gemeinsam im Supermarkt Etiketten zu lesen und Produkte zu vergleichen, schärft das Bewusstsein für Marketingstrategien. Diese Medienkompetenz ist eine wichtige Lebenskompetenz in einer Konsumwelt, die zunehmend von geschickten Verkaufstechniken geprägt ist.

Eltern können bewusst hinterfragen: Warum steht hier Sport drauf? Was bedeutet das wirklich? Solche Gespräche entlarven die Mechanismen hinter den Verkaufsbezeichnungen und stärken die Fähigkeit, informierte Entscheidungen zu treffen. Ein praktischer Vergleich verschiedener Riegel anhand ihrer Nährwerttabellen macht die Unterschiede zwischen Marketing und Realität deutlich sichtbar.

Forderungen an Politik und Industrie

Verbraucherschützer fordern seit Jahren strengere Regelungen für Verkaufsbezeichnungen bei Kinderprodukten. Nährwertprofile sollten klare Grenzen setzen: Produkte, die bestimmte Zucker-, Fett- oder Salzgrenzen überschreiten, dürften nicht mit gesundheitsbezogenen oder sportlichen Begriffen beworben werden. Ein solches System würde irreführende Praktiken eindämmen und Eltern die Produktwahl erleichtern.

Auch eine verpflichtende, farbige Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite der Verpackung würde helfen, die tatsächliche Qualität eines Produkts schneller zu erfassen. Verkaufsbezeichnungen würden dadurch relativiert – die Nährwertampel würde sofort zeigen, ob ein Sportenergy-Riegel tatsächlich empfehlenswert ist oder nicht. Bis solche Regelungen flächendeckend greifen, bleibt die Verantwortung bei den Verbrauchern selbst. Wachsamkeit, Skepsis gegenüber Marketingversprechen und die Bereitschaft, Etiketten genau zu studieren, sind der beste Schutz vor irreführenden Verkaufsbezeichnungen. Energieriegel für Kinder mögen praktisch sein, doch ihre angeblichen Gesundheitsvorteile existieren meist nur auf der Verpackung – nicht im Produkt selbst.

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