Diese einfache Drück-Methode entlarvt Luft-Packungen: Was Supermärkte dir beim Kaugummi-Kauf verschweigen

Das Phänomen der aufgeblähten Verpackungen im deutschen Einzelhandel

Wer im Supermarkt zur Kaugummipackung greift, verlässt sich meist auf das, was die Verpackung verspricht. Doch zwischen dem optischen Eindruck und dem tatsächlichen Inhalt klafft häufig eine Lücke, die vielen Verbrauchern erst an der Kasse oder zu Hause auffällt. Besonders ärgerlich wird es, wenn man gezielt nach gesünderen Alternativen sucht und dann feststellt, dass die vermeintlich großzügige Packung deutlich weniger Kaugummis enthält als erwartet.

Mogelpackungen sind im deutschen Handel ein dokumentiertes Phänomen. Verbraucherzentralen berichten regelmäßig über versteckte Preiserhöhungen durch reduzierte Füllmengen bei gleichbleibender oder sogar größerer Verpackung. Während die Verpackungen optisch immer voluminöser wirken können, schrumpft der tatsächliche Nettoinhalt oft im gleichen Maße. Eine großzügig wirkende Schachtel suggeriert Fülle und Wert, auch wenn der eigentliche Inhalt nur einen Bruchteil des Volumens ausmacht.

Warum gerade gesundheitsbewusste Käufer besonders aufmerksam sein sollten

Der deutsche Kaugummimarkt zeigt eine klare Tendenz: Verbraucher bevorzugen zunehmend zuckerfreie Kaugummis auf Xylitolbasis, die die Zahngesundheit fördern. Diese Produkte werden gezielt als Gesundheits- und Wellness-Produkte positioniert und mit innovativen Aromen sowie funktionellen Inhaltsstoffen angeboten. Der Markt für Zucker- und Kaugummiwaren in Deutschland wurde 2024 mit über 3 Milliarden Euro bewertet bei einem Absatzvolumen von fast 400 Millionen Kilogramm.

Menschen, die bewusst nach gesünderen Kaugummi-Alternativen suchen, investieren oft mehr Zeit in die Produktauswahl. Sie lesen Zutatenlisten, vergleichen Nährwertangaben und achten auf spezielle Eigenschaften wie den Verzicht auf künstliche Süßstoffe oder die Verwendung von Xylit statt Zucker. Premium-Produkte im Gesundheitssegment rechtfertigen höhere Preise, und eine imposante Verpackung verstärkt das Gefühl, für sein Geld auch entsprechend viel zu bekommen.

Der durchschnittliche Verkaufspreis für Kaugummis liegt bei etwa 1,46 Euro. Vergleicht man jedoch den Preis pro Gramm oder pro Stück verschiedener Produkte, zeigen sich häufig deutliche Unterschiede. Die Marktführer in Deutschland sind Airwaves mit 37 Prozent Umsatzanteil, gefolgt von Extra Bottles mit 28 Prozent, Extra mit 15 Prozent und Mentos mit 8 Prozent.

Die rechtliche Situation und ihre Grenzen

Rechtlich bewegen sich Hersteller in einem Bereich, der ihnen viel Spielraum lässt. Die Angabe des Nettoinhalts ist zwar verpflichtend, doch die Größe der Verpackung unterliegt kaum Beschränkungen. Solange das Gewicht oder die Stückzahl korrekt ausgewiesen sind, gilt die Verpackungsgröße als zulässig. Verbraucherschutzorganisationen kritisieren diese Praxis seit Jahren und dokumentieren regelmäßig Fälle von versteckten Preiserhöhungen durch reduzierte Füllmengen.

Verbraucher müssen daher selbst wachsam bleiben und lernen, über die äußere Erscheinung hinauszublicken. Die Kennzeichnungspflichten konzentrieren sich auf den Nettoinhalt, nicht auf das Verhältnis zwischen Verpackungsgröße und tatsächlichem Inhalt. Diese Gesetzeslücke ermöglicht es Herstellern, mit optischen Tricks zu arbeiten, die letztlich den Eindruck verfälschen.

Das Problem der fehlenden Transparenz bei Inhaltsstoffen

Besonders problematisch ist die Tatsache, dass Hersteller nicht verpflichtet sind, die Zusammensetzung der Kaumasse anzugeben. Diese Intransparenz ist umso bedenklicher, als Kaugummi zu den am häufigsten konsumierten Süßwaren gehört. Verbraucher können nicht nachvollziehen, wo die tatsächliche Produktion stattfindet oder woher einzelne Komponenten stammen. Selbst die Angabe „Hergestellt in Deutschland“ bietet keine Garantie für die Herkunft der Inhaltsstoffe. Die fehlende Deklarationspflicht für die Kaumasse bedeutet, dass gesundheitsbewusste Käufer trotz intensiver Recherche keine vollständige Information über das Produkt erhalten können.

Praktische Erkennungsmethoden beim Einkauf

Der erste Schritt zu einem informierten Kauf ist das bewusste Ignorieren der Verpackungsgröße als Kaufkriterium. Stattdessen sollten Sie immer den tatsächlichen Nettoinhalt überprüfen. Dieser findet sich meist in kleinerer Schrift auf der Vorder- oder Rückseite der Verpackung. Bei Kaugummis wird er entweder in Gramm oder als Stückzahl angegeben.

Ein hilfreiches Vorgehen ist die Berechnung des Grundpreises. Teilen Sie den Verkaufspreis durch das Gewicht oder die Anzahl der Stücke. So erhalten Sie einen objektiven Wert, der sich produktübergreifend vergleichen lässt. Viele Supermärkte sind inzwischen verpflichtet, diesen Grundpreis am Regal anzugeben, doch nicht immer ist diese Information gut sichtbar oder vollständig vorhanden. Bei Kaugummipackungen lässt sich oft durch leichtes Drücken oder Schütteln feststellen, wie viel Leerraum vorhanden ist. Klappert es stark oder gibt die Verpackung deutlich nach, sollte dies ein Anlass sein, den Nettoinhalt genauer zu prüfen.

Der wachsende Markt für funktionelle Kaugummis

Der deutsche Kaugummimarkt verzeichnet trotz zwischenzeitlicher Rückgänge ein prognostiziertes Wachstum, besonders im Segment der Gesundheits- und Wellness-Produkte. Hersteller integrieren zunehmend funktionelle Inhaltsstoffe und innovative Aromen. Nach einem Rückgang 2023 wird für 2024 wieder ein Wachstum des Marktes erwartet, und für die Zukunft ist ein weiterer Anstieg des Einzelhandelsumsatzes prognostiziert.

Diese Entwicklung zeigt, dass Verbraucher bereit sind, für Produkte mit gesundheitlichen Vorteilen mehr zu bezahlen. Umso wichtiger ist es, dass diese Kaufbereitschaft nicht durch irreführende Verpackungen oder mangelnde Transparenz ausgenutzt wird. Gerade im Premium-Segment sollte Ehrlichkeit gegenüber dem Kunden an erster Stelle stehen.

Der Umweltaspekt überdimensionierter Verpackungen

Neben dem finanziellen Nachteil für Verbraucher gibt es eine weitere problematische Dimension: die Umweltbelastung. Überdimensionierte Verpackungen verbrauchen mehr Material, benötigen mehr Transportraum und verursachen entsprechend mehr Abfall. Gerade Käufer, die aus Gesundheitsgründen zu bestimmten Kaugummis greifen, legen oft auch Wert auf Nachhaltigkeit. Die Diskrepanz zwischen Verpackungsgröße und Inhalt steht damit im Widerspruch zu den Werten, die viele dieser Produkte eigentlich vermitteln wollen. Der ökologische Fußabdruck einer aufwendigen Verpackung sollte in einem angemessenen Verhältnis zum Inhalt stehen.

Strategien für den bewussten Einkauf

Um informierte Kaufentscheidungen zu treffen, empfiehlt sich eine systematische Vorgehensweise. Erstellen Sie vor dem Einkauf eine Liste mit den Produkten, die Sie wirklich benötigen, und notieren Sie sich die gewünschten Mengen. Im Laden nehmen Sie sich dann die Zeit, verschiedene Angebote anhand des Nettoinhalts zu vergleichen. Dokumentieren Sie auffällige Fälle. Fotografieren Sie Produkte, bei denen Ihnen die Diskrepanz besonders stark erscheint, und teilen Sie Ihre Erfahrungen mit Verbraucherschutzorganisationen. Nur wenn solche Praktiken öffentlich werden, entsteht Druck auf Hersteller.

Alternative Bezugsquellen prüfen

Manchmal lohnt sich der Blick über den Tellerrand des Supermarkts hinaus. Reformhäuser, Apotheken oder spezialisierte Online-Shops bieten mitunter Kaugummis in unterschiedlichen Verpackungsgrößen an. Auch Nachfüllpackungen oder Großgebinde können eine wirtschaftlichere und umweltfreundlichere Alternative darstellen. Achten Sie dabei auf Mengenrabatte und prüfen Sie, ob diese tatsächlich einen Preisvorteil bieten. Vergleichen Sie immer den Grundpreis, um sicherzugehen, dass eine größere Packung tatsächlich günstiger ist als mehrere kleinere Einheiten.

Die Macht der Verbraucher nutzen

Jeder Kauf ist eine Stimme für oder gegen bestimmte Praktiken. Wenn Sie bewusst Produkte mit transparenten Angaben und angemessenen Verpackungsgrößen bevorzugen, senden Sie ein Signal. Hersteller reagieren auf Verkaufszahlen, und Verbraucherfeedback kann durchaus zu einem Umdenken führen. Nutzen Sie auch die Möglichkeit des direkten Feedbacks. Viele Hersteller haben Kundenservice-Kontakte, über die Sie Ihre Kritik oder Fragen äußern können. Je mehr Verbraucher Transparenz einfordern, desto größer wird der Handlungsdruck auf die Unternehmen.

Mit geschärftem Bewusstsein, systematischem Vergleichen der Nettoinhalte und der Bereitschaft, Produkte kritisch zu hinterfragen, lassen sich informierte Kaufentscheidungen treffen. Der deutsche Kaugummimarkt mit seinem Volumen von über 3 Milliarden Euro zeigt, dass Verbraucher eine bedeutende wirtschaftliche Kraft darstellen. Diese Macht sollte genutzt werden, um für mehr Transparenz und faire Verpackungspraktiken einzutreten. Wer heute beim Einkauf genauer hinsieht, trägt dazu bei, dass morgen ehrlichere Produkte im Regal stehen.

Prüfst du den Nettoinhalt vor dem Kauf von Kaugummi?
Immer seit ich enttäuscht wurde
Nur bei teuren Produkten
Verlasse mich auf die Verpackung
Rechne sogar den Grundpreis aus
Nie daran gedacht

Schreibe einen Kommentar